Johann David GONZENBACH VON, 17771842 (65 Jahre alt)

Name
Johann David /GONZENBACH VON/
Vornamen
Johann David
Nachname
GONZENBACH VON
Geburt
Heirat
Beruf
Textilkaufmann
Geburt eines Sohns
Geburt eines Sohns
Tod einer Ehefrau
Heirat
Geburt einer Tochter
Geburt einer Tochter
Tod
Tod
ja
Notiz: Nekrolog in St.-Gallische Jahrbücher: 1842

Nekrolog in St.-Gallische Jahrbücher: 1842
Scheitlin und Zollikofer 1845
Von P. Ehrenzeller, Kantonsarchivar
S. 185 ff.
Johann David Gonzenbach war am 25. April 1777 geboren. Sein Vater war in St. Gallen wohl der erste Kunstkenner und Kunstfreund, der sich auch bei seinem Reichthum eine ausgezeichnete Kunstsammlung und Bibliothek anlegte, die noch jetzt in der Familie vorhanden ist. *
Ueberhaupt war David Gonzenbach, Statthalter (Vater) ein Mann von vielfältiger und gründlicher Bildung. Wissenschaftliche Lektüre war seine Freude, leicht und fade hasste er und schäzte jeden jungen Menschen für verloren, der Romane zu lesen anfieng. Zu seinen daherigen Maximen, die bei seinem Ansehen und Einfluss für viele massgebend wurden, gehört auch, dass er diejenigen verschäzte, welche ihre Unterhaltung alle Abende nur in Gesellschaft oder im Wirthshause finden konnten. Der Abend war ihn eine heilige, zu edler Unterhaltung durch das Mittel der Bildung bestimmte Tageszeit. Von seinem Kunsttalent zeugt seine selbst angelegte Kupferstichsammlung und mehr noch der von ihm eigenhändig im hohen Alter mit Selbsturtheil begleitete Katalogus derselben, so wie seine bis an den Tod fortgesetzte innige Verbindung und sein Briefwechsel mit Männern wie Chodewiecky, Zingg, Obmann Füssli, Steiner und Andern.
Siebentes Kind seiner Eltern zeigte er frühe Talent für Gesang, Musik und Kunst
,
Sein zweiter Sohn, K. Gonzenbach, dessen zweites grösseres Kunstwerk, Winkelried, so eben allgemein die höhere Würdigung findet, ist gerade durch seinen Vater, der sein Talent erkannte und bilden liess, zu dem Fach hingeleitet worden. Ebenso hat sich ein anderer Sohn der architektonischen Zeichnungskunde gewidmet.
das durch den sorgfältigen Unterricht gepflegt wurde. Als Hauslehrer, ein Mann scharfen Verstandes und ruhiger Planmässigkeit, war der Familie der nachherige Erziehungsrathspräsident Grob (siehe Jahrbücher von 1824, Seite 62) beigegeben. Der Jüngling widmete sich dem Handel, für den er sich in Italien befähigte, und führte später sein bedeutendes Geschäft über 40 Jahre gemeinsam mit seinem jüngeren Bruder, dem vielverdienten Präsident K. Gonzenbach (Karl August, 1779-1851). Das „idem velle, idem nolle“ charakterisierte ohne den mindesten Missklang das achtungswerthe Brüderpaar. Auch ist dieses Handlungshaus eines der sehr wenigen in St. Gallen, das eine solche Jahresreihe in St. Gallen blüht und unter ebenso schönen Auspizien nun auf das jüngere Geschlecht übergeht. Auch Landammann H. Fels, als mütterlicher Bruder des Verstorbenen, war früher Theilnehmer an demselben.
Der Verstorbene wurde durch zwei Ehen Vater einer zahlreichen Familie, indem er von 13 Kindern keines verlor.

  • Seit 1842 sind 5 Familienväter in St. Gallen gestorben, die sämmtlich sehr grosse Familien, nämlich zusammen 71 Kinder gehabt haben: Schlatter, Halder, Gonzenbach, Thomann und Bion. Wie wichtig für die Vaterstadt, dass gerade diese Häupter sämmtlich ihre Kinder musterhaft erzogen, ja wahrhaft Beispiele der segensreichen Familienordnung aufstellten!
    Die Stellen, die er bekleidete waren die militärische als Jägerhauptmann der freiwilligen Kavalleriekompagnie, aus welcher er unter dem Titel Rittmeister bekannt blieb; die kirchliche als in die Kirchenvorsteherschaft gewählt; die pädagogische als Mitglied des Schulraths, die er meist als Deputat einer der Stifterfamilien, 18 Jahre auch als Kassier der Behörde bekleidete; die ökonomische als Mitglied des Verwalthunsrathes. Endlich besorgte er auch das Kassieramt der Hülfsgesellschaft nach Austritt seines Bruders. Man kann von beiden sagen, was über die Gebrüder Scherer in Peterzell im vorigen Hefte abgeführt wurde, dass der Eine das Departement des Innern, der Andere dasjenige des Aeussern bekleidete. Er starb am 27. Juli ziemlich unerwartet, nachdem ihm noch in den letzten Wochen seines Lebens die Freude zu Theil geworden war, seinen dritten Sohn, der in Messina als Kaufmann und Handelskonsul domiziliert ist, mit der ganzen Familie bei sich zu sehen.
    So wenig theilnehmend Gonzenbachs stilles, schweigsames Wesen ihn in Gesellschaft erscheinen liess, so tifer audauernder Anhänglichkeit und Liebe war er fähig für die seinem Herzen nahestenden. So kannten ihn seine Kinder, denen er wahrhaft Vater war. Er blieb mit immer gleichem Ernst, wenn auch öfter unter anscheinender strenger Erziehung, auf die Ausbildung ihres Herzens und Geistes in religiösem Sinn bedacht. So seine Geschwister alle, so seine Freunde und Bekannten. So fanden sich selbst Fremde von ihm angezogen, sobald sie in sein Haus und ihm näher getreten waren und seine zarte Gemüthlichkeit erkannt hatten. Die Familienfeste, bald durch musikalische, bald deklamatorische Leistungen seiner Kinder verschönert, mögen manchem in wehmüthig freundlichem Andenken geblieben sein.
    Er hatte sich Neigung zu fortwährender Ausbildung des Geistes durch gewählte Lektüre und Pflege des Kunstsinnes angeeignet, welche ihn befähigten, in seinem Lieblingsfach, dem er sich mit der ganzen Wärme seines reichen Herzens hingab, dem Erziehungs- und Schulfach sich auch öffentlich zu widmen. Zu bedauern war bei seinem schönen Eifer für die Kinderwelt und ihre humane Bildung, dass sein Wirken im Schulrathe oft verkannt, oft nicht beachtet ward, weil ihm die Gabe der ruhigen Rede und Entwiklung seiner ihm klaren Idee nicht gegönnt war, und hingegen der Widerspruch in Dingen, die in seiner festen Überzeugung als gut lagen, ihn leicht in stets nachtheilig wirkende Leidenschaftlichkeit versetzte. Sein beharrliches, unerfüllt gebliebenes Streben gieng dahin, mit dem Schulwesen (Beibringung von Kenntnissen) mehr pädagogisch Erziehendes (Bildung des Herzens und des Gemüths) zu verbinden, wozu er, nach seiner auf Erfahrung gegründeten Ansicht häufige Konferenzen behufs Beurtheilung und Behandlung jedes einzelnen Schülers und damit verbundene Zensur ihres sittlichen Betragens und monatliche Zeugnisse über dieselben für ein wirksames Mittel hielt. Nach diesem Ziele arbeitete er früher im Einverständnis mit dem ihm nahe befreundeten hiesigen Lehrern Weylemann und Senn, deren Verlust für die hiesigen Schulanstalten er schmerzlich beklagte. Ueberhaupt war es eine Periode, in welcher er sich dem Pestalozzianismus mit einem Eifer hingab, der im Schulrathe (namentlich bei der Schulreorganisation 1823) auch ein starkes Gegengewicht nöthig hatte, damit ein von ihm, übrigens in redlicher Absicht, angestrebtes Ausschliessen jedes andern Elementes nicht Plaz zu greifen vermochte. Mit welchem Eifer er seinen Pflichten als Schulrath, zumal dem Schulbesuch oblag, liegt noch in der Erinnerung seiner damaligen Kollegen.
    Wo immer er auf Reisen sich aufhielt, zogen die Schulen ihn an, und durch die Vergleichung der Behandlung und der Methoden hatte er sich seltene Kenntnisse im Schulfache angeeignet und ein sicheres Urtheil gegründet. Bis an sein Ende lebte er in der Kinderwelt. Diese war sein wahres Lebenselement. Seine eigene grosse Familie liess ihn ein Bild der Schule im eigenen Hause finden.
    Seine Einwirkung auf seine Kinder war bedeutsam. Allen wusste er in grösserem oder kleinerem Grad seine Liebe für Tonkunst beibringen, und hatte sich so seine Harmonie und Chöre zumal für religiösen Gesang, den er an Sonntagen regelmässig pflegte, gebildet.
    So blieb er eifriger Theilnehmer an allen auftauchenden und wieder erlöschenden oder bleibenden Musikvereinen für Vokal- und Instrumentalmusik. Seine Violine oder Mandoline waren seine treuern Begleiter auf allen seinen Reisen und seine Tröster in trüben Augenblicken.
    Vermöge seiner Anlagen und ganzen Geistesrichtung war seine Bestimmung zum Kaufmann nicht ganz als geeignet anzusehen, während er, vermöge seiner Kenntnisse , seines Scharfsinnes, namentlich im Fach der Mechanik, seiner Vorliebe für das Schaffende in Kunst- und in Industriesachen wahrscheinlich zu einem vorzüglichen Leiter einer Fabrik oder Drukerei sich geeignet hätte. Immer zeigte sich diese seine Geistesrichtung, wo sich der Anlass gab und vornehmlich später, wo er die Geschäfte in gedrukten oder andern Dessins-Waaren, auch grössere Stikerei leitete. Der Detail sagte seinem eisernen Fleiss zu und mit Geling versuchte er sich selbst im Zeichnen von Mustern.
    So barg er ein für alles Schöne und Edle in seltenem Grade empfängliches Gemüth, und die Zweige, auf die ihn gerade seine Liebhaberei hob, sind von der Art, dass er in seinen Anregungen und Leistungen fortleben wird.
Notiz

Betrachtete sich (stellvertretend für seinen verstorbenen Bruder Peter, dessen Witwe Katharina er heiratete) als Schwiegervater von Jean Jacques Mayer, Brief an Pestalozzi 1531c

Erhielt folgende 39 Briefe von Pestalozzi:
Nrn. 2916, 3033, 3054, 3064, 3096, 3142, 3321, 3351, 3450, 3454, 3532, 3612, 3745, 3775, 3888, 3982, 3998, 4084, 4161, 4200, 4274, 4350, 4365, 4432, 4443, 4539, 4715, 4772, 4903, 4933, 4997, 5044, 5052, 5073, 5144, 5196, 5251, 5287, 5330,
Q: Sämtliche Werke und Briefe: Kritische Ausgabe

Notiz

Kaufmann, Schulrat und Bürgerrat. Förderte energisch die Anstellung tüchtiger, unter Pestalozzi gebildeter Lehrer.
Q: OSG

Familie mit Eltern
Vater
17381810
Geburt: 7. November 1738St. Gallen, Schweiz
Tod: 15. Oktober 1810St. Gallen, Schweiz
Mutter
17461805
Geburt: 19. Juli 1746St. Gallen, Schweiz
Tod: 24. Juli 1805
Heirat Heirat25. Juni 1765St. Gallen, Schweiz
6 Jahre
älterer Bruder
17711803
Geburt: 30. August 1771 32 25 St. Gallen, Schweiz
Tod: 30. Mai 1803St. Gallen, Schweiz
6 Jahre
er selbst
17771842
Geburt: 25. April 1777 38 30 St. Gallen, Schweiz
Tod: 27. Juli 1842St. Gallen, Schweiz
Familie mit Anna Barbara MAYER
er selbst
17771842
Geburt: 25. April 1777 38 30 St. Gallen, Schweiz
Tod: 27. Juli 1842St. Gallen, Schweiz
Ehefrau
17881876
Geburt: 1788St. Gallen, Schweiz
Tod: 1876St. Gallen, Schweiz
Heirat Heirat1809St. Gallen, Schweiz
8 Jahre
Tochter
18171871
Geburt: 13. Januar 1817 39 29 St. Gallen, Schweiz
Tod: 29. Oktober 1871München
14 Jahre
Tochter
18311919
Geburt: 7. Februar 1831 53 43
Tod: 22. September 1919Aarau, Schweiz
Familie mit KATHARINA SPECKER
er selbst
17771842
Geburt: 25. April 1777 38 30 St. Gallen, Schweiz
Tod: 27. Juli 1842St. Gallen, Schweiz
Ehefrau
17761808
Geburt: 11. Oktober 1776St. Gallen, Schweiz
Tod: 15. März 1808St. Gallen, Schweiz
Heirat Heirat10. April 1804St. Gallen, Schweiz
2 Jahre
Sohn
18061885
Geburt: 21. Juli 1806 29 29 St. Gallen, Schweiz
Tod: 13. Juni 1885St. Gallen, Schweiz
20 Monate
Sohn
18081885
Geburt: 26. Februar 1808 30 31 St. Gallen, Schweiz
Tod: 12. Februar 1885Messina, Sizilien, Italien
PETER VON GONZENBACH + KATHARINA SPECKER
älterer Bruder
17711803
Geburt: 30. August 1771 32 25 St. Gallen, Schweiz
Tod: 30. Mai 1803St. Gallen, Schweiz
Ehefrau
17761808
Geburt: 11. Oktober 1776St. Gallen, Schweiz
Tod: 15. März 1808St. Gallen, Schweiz
Heirat Heirat21. Juni 1796St. Gallen, Schweiz
9 Monate
Nichte
17971867
Geburt: 9. März 1797 25 20 St. Gallen, Schweiz
Tod: 5. Februar 1867St. Gallen, Schweiz