CLARA Elisabeth MERZ, 18471871 (23 Jahre alt)

Name
CLARA Elisabeth /MERZ/
Vornamen
CLARA Elisabeth
Nachname
MERZ
Geburt
Geburt eines Bruders
Tod
Notiz

Tante Isabella Nowak gibt zu Clara folgenden Kommentar: Sie wurde von ihren Eltern nach Catania/Sizilien geschickt, damit sie einen leichtlebigen Maler, den sie liebte, vergessen sollte. Sie hatte Heimweh nach München, tat aber doch ihre Pflicht, die Kinder der befreundeten Familie mit erziehen zu helfen. Ja, in Briefen, die noch erhalten sind, bittet sie die Eltern immer wieder um Verzeihung, daß sie ihnen Kummer gemacht hat. - Nachdem sie die Kinder, die an Diphtherie erkrankt waren, gesund gepflegt hatte, bekam sie selber die Krankheit und starb daran, mit 20 Jahren! - Ihre Mutter, Rosalie Merz, hat diesen Schlag nur um ein halbes Jahr überlebt. Sie starb vor Kummer.

Diese befreundete Familie war: Giovanni Augusto Peratoner und dessen Frau Emilie Peratoner-Jacob. Deren Mutter Emilie Aders war eine Schwägerin von Claras Onkel Viktor von Gonzenbach. Giovanni Augusto und Emilie heirateten im Jahr 1860 und hatten zwei Söhne: Alberto und Eduardo.
Konrad Duden heiratete die acht Jahre jüngere Halbschwester von Emilie Peratoner-Jakob, Adeline Jakob . (DW)

Eines dieser gesundgepflegten Kinder war Alberto Peratoner (Brief von Emilie Peratoner: Albert fragt fortwährend ob noch keine Briefe von Ihnen da sein und wie Sie die Nachricht aufgenommen haben):
"Alberto Peratoner was born in Catania in 19/06/1862.
A chemist, in 1892 he teaches at the Etnea University and subsequently at University of Palermo.
Later he directed the Pharmaceutical Institute of the University of Rome , becoming the president of the Central Board of the General and applied Chemistry association.
He died tragically in the institute directed by him in 28/11/1925."
Q: www.florisco.it/Bergamot_Essential_Oil.html

Notiz

Emilie Peratoner-Jakob aus Catania an Rosalie Merz geb. v. Gonzenbach, Augustenstr. 72 ‚ München. 24.2.1871 (Brief mit dickem schwarzen Trauerrand)
Meine theuren Freunde.
Erst heute komme ich dazu Ihnen noch einige Worte zu sagen, das letzte Mal am 15ten als ich schrieb ging mir die Kraft aus noch weiter zu schreiben und Ihnen von Ihrem lieben Kinde zu sprechen das so einen großen Platz in meinem Herzen einnimmt; jetzt wo sie fort ist - unwiederbringlich fort sehe ich immer mehr ein was ich an ihr hatte, ach sie fehlt mir überall, meinem geistigen Leben und Verständniß stand sie ja weit näher, auch ohne daß sie es viel­leicht wußte, als mir ja meine Schwester oder irgend eine andere Freundin je gewesen ist, - und meinen Kindern? Ach ich kann Ihnen nicht sagen, wie sie an ihnen gearbeitet hat und nicht fruchtlos das können Sie auch von anderen erfahren, die meine Jungens früher schon kannten, und doch war es ja ein Be­ruf der ihr reiches Gemüth nie ausfüllen konnte; wie öde und einsam war ihr das Leben hier im Vergleich mit dem Umgang den sie in der Heimath gewohnt war; und doch war sie immer ruhig und heiter und freundlich mit Jedermann, nur selten sagte ich ihr: Kind was plagt Sie heute wieder, und seitdem Helenchen fort ist auch auf immer, da habe ich auch manches von ihr gehört und mit ihr gelebt und besprochen, was sie früher nur mit den harmlosen Kindern besprach, die noch kein Ungemach gekannt hatten und die noch kein Kummer nahe getreten war, und sich in reinster Liebe und Anhänglichkeit an Clara angeschlossen hatten. Zwei so verschiedene herrliche Blüthen - beide mir sorgsam anvertraut von liebenden Eltern von Müttern, die ihr theuerstes Kleinod mir in Verwahr gaben --- und ich kann sie ihnen nicht zurückerstatten, ich die sie so ge­liebt, habe diese schrecklichen Stunden mit ihnen verlebt. Ach ich kann Ihnen nicht sagen, daß ich so viel wie Sie leide, Sie würden es ja kaum glauben, und doch kann ich Sie in Ihren Schmerzen ganz ganz begreifen, weil sie mir so theuer, so nothwendig so ganz ein Theil von mir selbst war. Abends wenn wir allein waren (mein Mann ist oft auf seinen Güthern) wurde es Mitternacht ohne daß wir es merkten und unsere Gespräche waren oft recht heiter und immer tra­ten wir uns näher, und ich konnte einen Blick in ihr reiches Herz werfen, das oft so unruhig und stürmisch nach Oben strebte, bald mit Kraft und Ergebung die Sachlage ins Auge faßte. Ach diese herrliche Eingebung der letzten Tage und Stunden; dieser Muth im ertragen der Schmerzen, dieses sich hingeben ohne aufreibenden Kampf, ohne Ängstlichkeit und Unruhe sondern mit der Sicherheit einer höheren Seele, die das Schrecklichste, Unvermeidliche begreift und einem höchsten Willen unterwirft. Wie oft sagte sie es mir doch: ”Es ist mir nicht bange, nur dauert das Leiden so lange; es ist besser so, jetzt war ich ruhig, jetzt liebe ich meine Eltern und Geschwister mehr als Alles und weiß daß ich nur von ihnen ganz geliebt worden bin.” Und doch kann ich Ihnen ver­sichern, daß die wenigen welche sie gekannt haben, stets mit Liebe und Hoch­achtung von ihr gesprochen; ihr taktvolles bescheidenes Auftreten war Allen wohlthuend und die unendliche Natürlichkeit so anziehend. Die Kinder sprechen viel von ihr. - Albert fragt fortwährend ob noch keine Briefe von Ihnen da sein und wie Sie die Nachricht aufgenommen haben; auch glauben Sie mir daß ich sie nicht vernachlässigt habe, daß Alles, Alles gethan wurde um sie Ihnen und uns zu erhalten, daß von Anfang das Übel so schrecklich auftrat, daß ich meine Befürchtungen nicht zurückhalten konnte und gleich an die gute Lene schrieb, auch sie konnte des lieben Kindes Wunsch nicht mehr erfüllen sie noch einmal zu sehen und Lene fühlt es schmerzlich; doch ergab sich die liebe Clara auch in diese Täuschung und trug mir an alle Lieben ihre Grüße auf. Ich sende Ihnen auch hiermit doch dem Wunsche der theuer Dahingeschiedenen die Briefe die sie während ihres hiesigen Aufenthaltes erhalten; sie waren alle geordnet in einem Hefte und ich habe sie nun zusammengelegt und nach ihrem Willen an die einzelnen Personen adressirt; einige Fragmente von Briefen legte ich an diejenigen Freundinnen bei, an die sie gerichtet waren. In ihrer Mappe liegen noch andere Papiere es scheinen Aufzeichnungen von ihrer Hand zu einem größeren Zusammenhange bestimmt von dem ich aber nie etwas ge­wußt habe, nur fallen mir jetzt einige Gespräche ein, wo wir von Schrift­stellern etc. etc, gesprochen. Ich schicke Ihnen alles wie es da gelegen und werden Sie in diesen liebe Andenken den Geist Ihrer Clara wiederfinden; ich habe Alles nur schnell geordnet und zusammengepackt da ich keine Zeit hatte obschon Ihr liebes Kind mir sagte: ”Lesen Sie was Sie wollen, ich habe kein Geheimnis vor Ihnen, das wissen Sie ja.” Aber die Kraft habe ich nicht jetzt nicht, ich kann nicht, ich habe viel zu denken und zu handeln bis meine Kin­der untergebracht sind. - Ach wie gut hatten Sie es bis jetzt. Ich schicke die beiden Großen zu Lene nach Messina wo sie die deutsche Schule besuchen bis ich anders gesorgt habe. Meine Kleine kaum von der Rachenbräune gerettet hat ein heftiges Fieber bekommen und hielt mich diese ganze Woche ab Ihnen zu schreiben. Ich kann zwar alle Tage jetzt einen Brief von Ihnen erwarten, es thut nichts, ich kann dann wieder schreiben; es drängt mich Ihnen diese Zei­len zu schreiben, Ihnen zu sagen, daß mein letzter Brief unter dem Eindruck des furchtbaren Schlages ohne Zusammenhang und mit dem notwendigen Zurückdrängen jedes Gefühls verfaßt war; und doch liegt diese schwere Zeit so auf mir. -

Messina, den 27.(2. 1871)
Erst hier schreibe ich weiter; ich bin beim lieben Onkel Victor und Lene. Ich habe meine Jungen sicher gebracht; jetzt sind sie in der Schule, zum er­sten Male; ich warte bis sie zurückkommen, dann reise ich allein nach Hause zu den Andern die meiner Pflege noch bedürfen; es wird mir schwer die Kinder zu lassen; sie sind ja aber in guten Händen, von Liebe umgeben, die neuen Er­eignisse und Freundschaften regen sie an; ich kann sie öfters sehen in zwei Monaten habe ich sie wieder bei mir, und doch --- ach meine Gedanken sind wieder bei Ihnen, bei Ihren Schmerzen, bei Ihrer Trennung; bei dem letzten Abschied, bei dem letzten Händedruck der für alle alle war und wie sie sich dann ruhig hinlegte - - wie kann ich da an meinen eigenen kleinen Kummer den­ken? Er ist aber so sehr verwachsen mit dem Andenken an das liebe liebe Kind, daß ich Ihnen besser nicht davon spreche.
Schreiben Sie mir, fragen Sie mich Alles Alles was Sie noch zu wissen wünschen, denken Sie nicht es könnte mir zu viel werden, denken Sie nie ich habe zu thun, ich sei zu viel be­schäftigt, mein Haushalt sei groß. - Für Briefe finde ich immer noch Zeit, schlecht geschrieben, aber jedes Wort von Herzen. Lene sagte mir sie habe Ihren Brief empfangen nachdem sie Ihnen Clara's Erkrankung meldete; wie unendlich leid ist es mir daß Sie einen Brief von mir erwarteten und ich in jenen bedrängten Tagen nicht an Sie schrieb; aber in meiner Herzensangst hätte ich vielleicht den rechten Ton nicht gefunden und hätte Ihnen mehr Leid noch zugefügt. Einen Brief von München der Donnerstag den 23. 2. ankam schickte ich retour; ich hoffe Sie haben ihn zurück erhalten. Lene sagt mir sie werde Ihnen durch Mad. Jobst, welche diese Woche durch Stuttgart reist, das Tagebuch und die Briefschaften nebst einigem Haare, das ich der l. Verewigten abschnitt um es Ihnen zu schicken, zukommen lassen; diese Zeile schicke ich darum vorher ab und bitte Sie mir alles zu schreiben was Sie gerne wissen wür­den in betreff auf die liebe Verewigte. Ich weiß es fehlt in meinem Bericht noch Manches; besonders was die letzte Feierlichkeit der Beerdigung betrifft; heute kann ich aber nicht weiter schreiben, es soll aber bald sein, sobald Ihr erster Brief hier anlangt. Grüße an Sie von Lene und d. l. Onkel. Hier bei den Lieben finde ich das beste Verständnis für meine Thränen. Clara war auch von den l. Ver-wandten hier am meisten geliebt und verstanden.
Wie viel verlor mit Ihnen Ihre
Emilie Peratoner und Jacob.
Mit den Briefen erhalten Sie auch ein Dutzend Photographien der l. Clara.
Q: FADW, Briefsammlung

Familie mit Eltern
Vater
18061875
Geburt: 7. Mai 1806St. Gallen, Schweiz
Tod: 29. Juli 1875Hint'Kaiser, Kufstein
Mutter
18171871
Geburt: 13. Januar 1817 39 29 St. Gallen, Schweiz
Tod: 29. Oktober 1871München
Heirat Heirat1844
7 Monate
ältere Schwester
1 Jahr
ältere Schwester
2 Jahre
sie selbst
18471871
Geburt: 2. September 1847 41 30 St. Gallen, Schweiz
Tod: 14. Februar 1871Catania, Sizilien, Italien
4 Jahre
jüngerer Bruder
18511908
Geburt: 11. September 1851 45 34 St. Gallen, Schweiz
Tod: 20. Oktober 1908