FRANZ Karl Julius KEIBEL Prof., 18611929 (67 Jahre alt)

Name
FRANZ Karl Julius /KEIBEL/ Prof.
Vornamen
FRANZ Karl Julius
Nachname
KEIBEL
Namens-Suffix
Prof.
Geburt
Notiz: heute: Dąbrówka Szlacheck
Taufe
Notiz: heute: Radzyń Chełmiński
Beruf
Direktor des anatomisch-biologischen Instituts
Arbeitgeber: Universität Berlin
Geburt einer Schwester
Adresse: heute: Dąbrówka Szlachecka
Kindstaufe einer Schwester
Adresse: heute: Radzyń Chełmiński
Geburt einer Schwester
Notiz: heute: Dąbrówka Szlachecka
Taufe einer Schwester
Notiz: heute: Radzyń Chełmiński
Geburt einer Schwester
Adresse: heute: Dąbrówka Szlachecka
Kindstaufe einer Schwester
Adresse: heute: Radzyń Chełmiński
Geburt eines Bruders
Adresse: heute: Dąbrówka Szlachecka
Kindstaufe eines Bruders
Adresse: heute: Radzyń Chełmiński
Heirat
Abschluss
Dr. med.
1887
Geburt eines Sohns
Geburt einer Tochter
Tod einer Tochter
Geburt eines Sohns
Geburt eines Sohns
Ankunft
Reise in die USA
19. September 1906
Tod eines Sohns
Tod einer Ehefrau
Tod eines Sohns
Abschluss
Dr. med.
Tod
27. April 1929 (67 Jahre alt)
Notiz

(Verd.-Kreuz f. Kriegshilfe, Zähr. Löw.-Ord. 1.Kl.)
1887 approb. Arzt und Dr.med., 1887/89 Assistent an der Universität Strassburg/Elsass,
1889 Priv.-Dozent und Prosektor an d. Uni. Freiburg i.Breisgau, 1892 ausserord. Prof.,
1914 ord. Prof. und Dir. des anat. Instituts a.d. Univ. Strassburg/Els., von wo er am 6.1.1919 vertrieben wurde.
1.4.1919 ord. Prof. a.d. Univ. Königsberg in Pr.,
1922 ord. Prof. und Dir. des anatom.-biolog. Instituts an der Universität Berlin.
1906 Ehrendoktor L.L.-D. der Harvard-Univers. in Cambridge (USA),
1912 Ehrendoktor der St. Andrews-Univ. in Dundee (Schottl.),
1913 Ehrendoktor der Univ. Birmingham (Engl.),
1914 Research Assiciate of the Carnegie Institution in Washington,
1923 Mitglied der preuss. Akademie der Wissenschaft Berlin, Mitglied der Kaiserl. Leopold.-Karol. Akademie der Naturforscher in Halle

Notiz

Wer FRANZ KEIBEL erst in den letzten 12 Jahren kennengelernt hat, kennt ihn nur als einen gebeugten Mann. Wer, als Freiburger Student, ihn ohne viel Nachdenken nach der Form seiner Vorlesungen beurteilt hat, kennt ihn nur äusserlich. Aber wohl jeder hat den Eindruck gewonnen, dass es doch etwas Besonderes um diesen Mann sein müsse. Die harten Prüfungen, die ihm das Schicksal überreich auferlegt hatte, die in Beruf and Haus nicht aufhören wollten, hatte er mit männlicher Kraft überwunden. Als aber in Kriegs- und Nachkriegsjahren das Schicksal die schwersten Schläge gegen ihn führte, ohne ihn zur Ruhe kommen zu lassen, unterlag schliesslich selbst dieser im Kampfe mit widrigen Mächten Erprobte in heldenhafter Gegenwehr. Aus Strassburg vertrieben, der westpreussischen Heimat beraubt, gesundheitlich geschwächt, vermochte er, ein entwurzelter Baum, nicht mehr sich völlig aufzurichten. Ein tragischer Kampf erfüllte, mehr und mehr sich steigernd, das Leben dieses Mannes, ein Kampf, den er im Innern mit sich allein ausfocht, nach aussen durch Verschlossenheit verbarg.
Seine Vorlesungen waren, äusserlich betrachtet, nichts weniger als glänzend, aber es waltete in ihnen tiefster wissenschaftlicher Ernst und der Geist strengster Sachlichkeit, und sie waren getragen von souveräner Beherrschung des Stoffes. -- In seiner wissenschaftlichen Arbeit war er Autodidakt. Auf die Anthropologie, zu welcher ihn Gustav SCHWALBE in der kurzen Strassburger Assistentenzeit angeregt hatte, ist er seit seiner Dissertation nie wieder zurückgekommen. Er widmete seine Forschungen alsbald der Entwickelungsgeschichte, welche damals aufzublühen begonnen hatte.
Seine ersten Untersuchungen über Gastrulation und Frühentwickelung der Säugetiere brachten bedeutsame Gedanken und Ergebnisse, welche schnell Allgemeingut wurden und nicht mehr unter seinem Namen gingen. Früh begann er, auch über die Entwickelung des Menschen zu arbeiten. Die Schwierigkeiten waren, besonders für sein zusammenfassendes Werk (1908), sehr gross. Gab es doch vor 25 Jahren in der ganzen Welt noch nicht so viel brauchbare Schnittserien durch menschliche Embryonen, wie sich heute in der Hand manches einzelnen Forschers vereinigt finden. Mit dem ,,Handbuch der Entwickelungsgeschichte des Menschen", für welches er selbst einige Kapitel bearbeitete, gelangten diese Untersuchungen für ihn zum Abschluss. Zwischendurch arbeitete er über vergleichend-entwickelungsgeschichtliche Fragen und schuf durch die Begründung der ,,Normentafeln zur Entwickelungsgeschichte der Wirbeltiere" breite Fundamente für die deskriptive Embryologie. -- Seine Arbeiten sind mit strengster Kritik durchgeführt. Was ihm nicht festbegründet erschien oder nur Bekanntes bestätigt hätte, blieb unveröffentlicht, wie seine jahrelangen, ungemein sorgfältigen und vielseitigen Forschungen über die Entwickelung des Blutes, von denen die Öffentlichkeit nie etwas erfahren hat. Im Auslande erkannte man die Bedeutung des Freiburger Extraordinarius sehr wohl, wovon die Ehrendoktorate von Harvard, St. Andrews and Birmingham zeugen. Erst später, 1914, wurde er als Ordinarius nach Strassburg berufen, 1919 nach Königsberg, 1922 nach Berlin als Nachfolger von Oskar HERTWlG. Von seinen engeren Fachgenossen stand ihm persönlich wirklich nahe nur Franklin P. MALL, der Organisator der Anatomie in den Vereinigten Staaten. Doch verband ihn nahe Freundschaft mit manchem bedeutenden Manne ausserhalb der Anatomie, wie er denn auch ein tiefes Wissen auf vielerlei Gebieten besass. Überall war sein Urteil treffsicher und wurde nicht selten mit feinem Humor formuliert. Nur wenn es ihm um der Sache willen unausweichlich notwendig erschien, trat er mit seiner Meinung hervor, dann aber fest and klar und ohne Rücksicht auf anderes als nur auf die Sache. Sonst machte er kein Aufhebens von seiner Person, übte vielmehr auf Grund böser Erfahrungen eine oft übertriebene Zurückhaltung, nur um nicht mehr zu erscheinen, als er wirklich war, In der unbedingten Ehrlichkeit
gegen sich selbst stiess er manchen eher vor den Kopf, als dass er ihm eine harmlose, vielleicht misszudeutende Liebenswürdigkeit gesagt hätte.
So machte er es den meisten unmöglich, die wahre Fülle seines Wesens zu erkennen, und liess sie nur ahnen, dass es doch etwas Besonderes um ihn sein müsse. Trotzdem ist die Zahl derer nicht ganz klein, denen er als Lehrer Einblick in seinen inneren Reichtum gewährte und freigebig Anregungen spendete, wovon sie noch heute in ihren sehr verschiedenartigen Berufen den Nachklang spüren. Sie verlieren mit ihm einen allzeit treuen und unbedingt verlässlichen Freund. Die Wissenschaft aber darf um ihn trauern als um einen vorbildlich verantwortungsbewussten und unbestechlichen Forscher. Unlöslich bleibt sein Name verknüpft mit der Entwickelungsgeschichte, besonders der Entwicklungsgeschichte des Menschen.
Elze, Rostock, in: Klinische Wochenschrift, 8.Jahrgang, Nr.28, 9. Juli 1929, S.1335

Notiz

Schon im Jahre 1889 habe ich begonnen Material zu sammeln. Ich erhielt damals von 6 Säuen (mittlere Yorkshirerace von einem Yorkshireeber belegt), welche mir mein Vater, Herr Gutsbesitzer Keibel auf Adlig Dombrowken zur Verfügung stellte, 70 Embryonen früher Stadien. Der Fortgang meiner Untersuchungen war nicht ein gleich günstiger. Es war mir unmöglich auf den Schlachthöfen die Lücken meines Materials zu ergänzen. So machte ich mich denn, von der Kgl. Akademie der "Wissenschaften zu Berlin mit 1000 Mark unterstützt, Ostern noch einmal selbst an die Schweinezucht. Es wurden 10 Thiere geopfert. (Die Sauen waren Yorkshire und Lincolnshire Kreuzung, der benutzte Eber Yorkshire). Aber auch die Ergebnisse der Zucht waren diesmal weniger glücklich. Ich hatte aus Sparsamkeit, und da es mir nicht darauf ankam, aus einem Thiere viele Embryonen, sondern möglichst verschiedene Stadien zu erhalten, junge Thiere gewählt (7 — 9 Monate alt) ; dies erwies sich aber nicht als vortheilhaft. Die Thiere nahmen zwar alle den Eber an, hatten auch wie die Untersuchung der Ovarien ergab, ovuliert, aber die Eier kamen nicht
immer zur gehörigen Entwicklung. Bei einigen Säuen fand ich, trotzdem die Corpora lutea deutlich kenntlich und die Copulation sorgfältig beobachtet war, gar keine Eier, bei anderen degenerirte Eier ohne Embryonen, wieder bei einigen neben 1 oder 2 Embryonen eine Anzahl von degenerirten Eiern. Wie schon erwähnt, mache ich für diesen relativen Misserfolg die Jugend meiner Thiere verantwortlich. Doch kamen andere schädliche Momente hinzu, da man es nach vorher bei erfahrenen Züchtern eingezogenen Erkundigungen sonst wohl wagen kann, so junge Thiere zu verwenden. Es waren wohl die ungünstigen Futter Verhältnisse des Winters 91/92, welche meinen Misserfolg mit bedingten. Die Schweine hatten sich den Winter durchhungern müssen und waren dadurch sichtlich in ihrer Entwicklung zurückgeblieben.
So kam es denn, dass ich gerade die gewünschten Stadien — die allererste Anlage des Mesoblast und die Anlage der ersten Urwirbel — nicht erhielt. Uebrigens verdient hervorgehoben zu werden, dass es unter allen Umständen ein grosser Glückszufall ist, wenn man bei einem Säugethier gerade das gewünschte Stadium findet. Zunächst ist wohl anzunehmen, dass der Zeitraum zwischen Copulation und Befruchtung um mehrere Stunden wechseln kann; dann aber schreitet die Entwicklung der Eier je nach den Ernährungsbedingungen auch ungleichmäfsig fort.
So fand ich, wenn in einem Uterus viele Embryonen zur Entwicklung gekommen waren, immer die Embryonen, welche den Tubenmündungen und die, welche der Vagina unmittelbar benachbart waren, am weitesten in der Entwicklung zurück und sich unter einander am nächsten stehend, während doch gerade diese Embryonen jedenfalls die im Alter am meisten abweichenden Embryonen des gleichen Uterushorns waren.
Trotzdem wollte ich im August dieses Jahres noch einmal mein Heil in der Schweinezucht versuchen und schon war alles vorbereitet, da raffte der plötzlich ausgebrochene Rothlauf den grössteu Theil der für mich bestimmten Thiere dahin. Unter diesen Umständen entschloss ich mich, schon jetzt an die Bearbeitung meines Materials zu gehen, da vor Jahresfrist nicht daran zu denken war, einen weiteren Versuch zur Ausfüllung der bestehenden Lücken zu machen. Vielleicht ist es später mir oder anderen möglich, das zu ergänzen, was ich unvollendet lassen musste.
— An dieser Stelle zunächst noch einmal allen denen meinen Dank, die mir bei der schwierigen Beschaffung des Materials hilfreich waren ; vor allem der hohen Kgl. Akademie der Wissenschaften zu Berlin, meinem Vater, Herrn Gutsbesitzer Keibel-Dombrowken, und Herrn W. Oldenbourg.
Q: www.archive.org/stream...morphologischear03jena_djvu.txt

Notiz

http://www.bbaw.de/die-akademie/akademiegeschichte/mitglieder-historisch/chronologische-sortierung?altmitglied_id=1351

Familie mit Eltern
Vater
Mutter
Heirat Heirat3. August 1858
9 Monate
älterer Bruder
18591859
Geburt: 28. April 1859 41 21 Adlig Dombrowken, Graudenz, Westpreussen, Polen
Tod: 1859
15 Monate
ältere Schwester
18601860
Geburt: 20. Juli 1860 42 22 Adlig Dombrowken, Graudenz, Westpreussen, Polen
Tod: 1860
1 Jahr
er selbst
18611929
Geburt: 6. Juli 1861 43 23 Adlig Dombrowken, Graudenz, Westpreussen, Polen
Tod: 27. April 1929Berlin
20 Monate
jüngere Schwester
18631937
Geburt: 13. Februar 1863 45 25 Adlig Dombrowken, Graudenz, Westpreussen, Polen
Tod: 10. Juli 1937Nordhausen, Thüringen
1 Jahr
jüngere Schwester
18641951
Geburt: 17. Februar 1864 46 26 Adlig Dombrowken, Graudenz, Westpreussen, Polen
Tod: 1. November 1951Bielefeld
13 Monate
jüngere Schwester
18651865
Geburt: 19. März 1865 47 27 Adlig Dombrowken, Graudenz, Westpreussen, Polen
Tod: 9. Juli 1865
14 Monate
jüngerer Bruder
18661930
Geburt: 16. Mai 1866 48 28 Adlig Dombrowken, Graudenz, Westpreussen, Polen
Tod: 30. April 1930Berlin
Familie mit Dorothea Ida SUSANNE WEHRENPFENNIG
er selbst
18611929
Geburt: 6. Juli 1861 43 23 Adlig Dombrowken, Graudenz, Westpreussen, Polen
Tod: 27. April 1929Berlin
Ehefrau
Heirat Heirat25. September 1887
1 Jahr
Sohn
18881967
Geburt: 9. September 1888 27 24 Straßburg, Elsass
Tod: 5. Oktober 1967Münster, Westfalen
20 Monate
Tochter
18901890
Geburt: 2. Mai 1890 28 25 Freiburg im Breisgau
Tod: November 1890Freiburg im Breisgau
16 Monate
Sohn
18911921
Geburt: 20. August 1891 30 27 Freiburg im Breisgau
Tod: 25. April 1921Königsberg i. Pr.
4 Jahre
Sohn