FRANZ Paul Edwin RICKERT, 19041991 (86 Jahre alt)

Name
FRANZ Paul Edwin /RICKERT/
Nachname
RICKERT
Vornamen
FRANZ Paul Edwin
Geburt
Beruf
Prof., Gold- und Silberschmied
Arbeitgeber: Akademie der Bildenden Künste
Notiz: ADB, Bd. 21, S. 550
Notiz: Apostelkirche Bocholt

Apostelkirche Bocholt
Die Bauführung lag in den Händen von Paul Merkel, Bocholt, und Frl. Dipl.-Ing. Imke Jansen, Bocholt. Den Jerusalemsleuchter, das Tauffenster und die zwölf Betonglasfenster entwarf Herr Prof. Franz Rickert, München. Das Kruzifix und die Apostelleuchter auf dem Altar, sowie die Reliefs an der Kirchenaußentür fertigte Herr Prof. Arnold Rickert, Bielefeld, an. Er entwarf auch den Altar und die Taufe. Sein Sohn, Herr Tischlermeister Dietrich Rickert, Bielefeld, baute Kanzel und Lesepult und entwarf das Gestühl. Die Heizungsanlage wurde von Ing. Fritz Heitmüller, Hannover, ausgearbeitet, und die statische Berechnung lieferte Dr. Ing. Frederick Schroeder, Hannover. Für die Planung aller gärtnerischen Anlagen wurde von Kirchengemeinde und Stadt gemeinsam Herr Prof. Wilhelm Hübotter, Hannover, beauftragt.

Geburt eines Bruders
zwischen 1890 und 1904
Notiz: geschätzt von E.W.,eingefügt zwischen den beiden bekannten GebJahren der Brüder Arnold und Franz
Tod
1. Januar 1991 (86 Jahre alt)
Notiz

Franz Rickert wurde 1904 in Freiburg im Breisgau geboren. Nach einer Gold- und Silberschmiedelehre bei Adolf von Mayrhofer studierte er an der Staatsschule für Angewandte Kunst in München, legte 1931 die Meisterprüfung ab und wurde dann selbst Leiter der Klasse für Goldschmiedekunst an der Münchner Schule.1938 erhielt er in München eine Professur an der dortigen Akademie für Angewandte Kunst. 1946, durch die Zusammenlegung der beiden Münchner Akademien, setzte er seine Professur, nun an der Akademie der Bildenden Künste München bis 1972 fort. (...)
Frühe Beeinflussung erfuhr Rickert durch seinen Vater, den Philosophen Heinrich Rickert. Über ihn wurde er mit den Schriften Immanuel Kants vertraut. Heinrich von Kleists Essay von 1810 „Über das Marionettentheater“ war eine weitere wichtige Lektüre. Den größten Einfluss auf die Entwicklung seiner Vorstellungen entstand jedoch durch die enge und lang anhaltende Freundschaft zu Eugen Herrigel. Rickert erkannte in Herrigels Buch „Zen in der Kunst des Bogenschießens“ Züge seines eigenen Denkens und forderte alle seine Studenten auf, das Buch zu lesen. Für ihn war das Ziel von Handwerk nicht die Anhäufung technischen Könnens, sondern die Befähigung zur Erreichung eines Endpunkts – wie bei Herrigel die Suche nach der Inneren Balance oder in Kleists Marionettenmetapher der Schwerpunkt der Bewegung. Das kann seiner Meinung nach nur durch Elimination oder Abschalten des Intellekts – will sagen – durch ein nicht-rationales Verstehen erreicht werden.
Franz Rickert wandte sich gegen die Unterscheidung von Bildender- und Angewandter Kunst sowie zwischen Kunst, Handwerk und Alltag. Er sah die Entwicklung des Spezialistentums als eine Entwürdigung durch die Industrie an. Seiner Meinung nach sollte der Handwerker zugleich Künstler und Techniker sein und sollte die Verantwortung für die Arbeit im Ganzen übernehmen können. Er schlug vor, das Wesen und den Geist des Handwerks in den einfachen täglichen Gegenständen des Gebrauchs zu suchen. Gegenstände, die ihre vitale Schönheit noch nach Jahren des Gebrauchs bewahrt haben, die wie ein menschliches Gesicht, von einem langen Leben und vielen Erfahrungen berichten können. Seinen Studenten legte er nahe in Museen solche Formen näher zu betrachten.
Rickert war überzeugt davon, dass eine richtige Atmung eine signifikante Voraussetzung für eine gelungene Silberschmiedearbeit war. Für ihn war das Silberschmieden eine weitere Form der Zen-Meditation. Repetierende Tätigkeit und gleichzeitig bewusste Analyse des Tuns bilden für ihn die Basis seiner Vorstellung von Handwerk. Er ging davon aus, dass ab einem gewissen Zeitpunkt die Arbeit beginnt, sich selber zu formen. Diese Vorstellung bedeutete aber nicht, dass er ein unbewusstes „Geschehen lassen“ propagierte. Im Gegenteil, die Arbeit an Papiermodellen war eine wichtige Übung im Vorfeld der Metallarbeit.
Der naive, instinktive Zugang zur Gestaltung wurde seiner Meinung nach zerstört durch das erwachende Selbstbewusstsein als technisch versierter Handwerker. Ersetzt werden konnte dieser Zugang nur durch eine Ausgewogenheit von Erfahrung und Wahrnehmung. In diesem Sinne nahm er auch Studenten auf, die über geringe oder gar keine technischen Erfahrungen verfügten. Studenten hingegen mit zu starkem Selbstvertrauen wurden von ihm kritisiert und angehalten technisch anspruchslosere Arbeiten, wie zum Beispiel Löffel zu machen. Die Herstellung eines Löffels war für ihn eine wichtige Übung im Zusammenhang mit seiner Lehrtätigkeit. Anhand eines Löffels ermutigte er seine Studenten das Problem der Form besser zu verstehen.
Der Kernpunkt von Rickerts Pädagogik war die Aufforderung bewusst zu schauen. Er war auch ein leidenschaftlicher Gärtner und verglich die Beziehung zwischen Pflanze und Erde mit der Beziehung zwischen Lehre und Studium. Er betrachtete Natur als ein Modell, nicht als ein nachzuahmendes Formenrepertoire. Sie war ihm der ultimative Lehrer. Seine Studenten schickte er in den Garten um Sämlinge und Blätter zu betrachten, um die Beziehung von Ast, Blatt und Stamm zu analysieren. Er zeigte an diesen Beispielen auf, dass an dem Punkt an dem der Ast dem Stamm entspringt oder die Blüte dem Zweig, jeweils eine indikative Form zu Grunde liegt und keineswegs etwa ein Zylinder einem anderen Zylinder begegnet. Ebenso bei der Problematik im Umgang mit Proportionen war die Natur ihm ein hilfreiches Erklärungsfeld. In diesem Sinne wurden von ihm grundsätzliche Ansichten des Machens direkt aus der Natur abgeleitet.
Eine weitere Methode seiner Lehrtätigkeit war die individuelle Förderung eines jeden Studenten durch kritische Analyse der Arbeiten. Auch hier spielt der Einfluss von Herrigel eine große Rolle indem Rickert die japanische Lehrer – Schüler Beziehung verinnerlichte und eine schonungslose Kritik an der Arbeit mit Respekt und Verantwortung gegenüber dem Schüler paarte. Einem japanischen Zen-Lehrer ähnlich erwartete er von seinen Studenten totale Akzeptanz seiner Autorität sowie den Willen seiner Lehrmethode zu folgen. Sie mussten bereit sein sich seinen Unterweisungen ohne Widerspruch anzuvertrauen und ernsthaft und mit Hingabe zu studieren.
Rickert beendete seine Lehrtätigkeit 1972. Auf seine Position folgte sein ehemaliger Schüler Hermann Jünger.
Q: Wikipedia

Familie mit Eltern
Vater
18631936
Geburt: 25. Mai 1863Danzig, Polen
Tod: 25. Juli 1936Heidelberg
Mutter
18641951
Geburt: 17. Februar 1864 46 26 Adlig Dombrowken, Graudenz, Westpreussen, Polen
Tod: 1. November 1951Bielefeld
Heirat Heirat5. August 1888Adlig Dombrowken, Graudenz, Westpreussen, Polen
11 Monate
älterer Bruder
18891974
Geburt: 10. Juli 1889 26 25 Zoppot, Polen
Tod: 28. April 1974
15 Jahre
älterer Bruder
15 Jahre
Bruder
14 Jahre
er selbst
19041991
Geburt: 9. Januar 1904 40 39 Freiburg im Breisgau
Tod: 1. Januar 1991München
Familie mit Birgit Adolphine WENZ
er selbst
19041991
Geburt: 9. Januar 1904 40 39 Freiburg im Breisgau
Tod: 1. Januar 1991München
Partnerin
Tochter
Vertraulich
Tochter
Vertraulich
Tochter
Vertraulich