Heinrich RICKERT Dr., 18631936 (73 Jahre alt)

Name
Heinrich /RICKERT/ Dr.
Vornamen
Heinrich
Nachname
RICKERT
Namens-Suffix
Dr.
Geburt
Heirat
Adresse: heute: Dąbrówka Szlachecka
Geburt eines Sohns
Geburt eines Sohns
zwischen 1890 und 1903
Notiz: geschätzt von E.W., eingefügt zwischen den beiden bekannten GebJahren der Brüder Arnold und Franz
Geburt eines Sohns
zwischen 1890 und 1904
Notiz: geschätzt von E.W.,eingefügt zwischen den beiden bekannten GebJahren der Brüder Arnold und Franz
Geburt eines Sohns
Abschluss
Dr. phil.
Tod
25. Juli 1936 (73 Jahre alt)
Notiz

Herbst 1877-Ostern 1884: Besuch des Gymnasiums zum Grauen Kloster in Berlin, Abgang in der Prima noch vor dem Abitur, Freundschaft mit Max Weber
ord. Professor der Philosophie an der Universität Freiburg und Heidelberg
4.10.1920: Geh. Hofrat

Notiz

Der sechs Wochen jüngere Philosoph Martin Keibel, mit dem zusammen er häufig den "Ethischen Klub", geleitet vom Rechtsanwalt Mühsam, aufsuchte, war ein Cousin 4. Grades seiner Frau Sophie.
Der Ethische Klub wurde 1888 unter Beteiligung von Bruno Wille grgründet und traf sich einmal wöchentlich im Franziskanerbierkeller in der Behrensstrasse.
Ebenso ein Cousin 4. Grades von Sophie war Paul Keibel, der zwar drei Jahre jünger war als Rickert, aber zur gleichen Zeit ein "Klosterschüler" war. Beide verliessen wohl im selben Jahr 1884 die Schule, Paul mit dem Abitur, Rickert fast 21-jährig ohne. (DW)

Notiz

STUDIUM UND PROMOTION
* 1884-1885: zwei Semester an der Universität Berlin: Vorlesungen verschiedener Fächer; er hört u.a. Herman Grimm, Heinrich von Treitschke, Emil DuBois-Reymond. Seine Absicht, Literarhistoriker zu werden, gibt er nach der Poetik-Vorlesung W. Scherers auf, dessen Positivismus in der literaturwissenschaftlichen Forschung Rickert abstieß. Die Vorlesungen bei dem Philosophen Friedrich Paulsen begeistern ihn für Philosophie. Durch eigene Studien über Marx und Nietzsche wurde er völlig desorientiert, so daß er schließlich in der Philosophie seines nun aufgesuchten Lehrers W. Windelband einen Ankerplatz fand. Von hier aus konnte er dann seine ersten philosophischen Versuche im Sinne der Kantschen Philosophie machen. Die Erfahrung der folgenden Studienjahre lehrte ihm: Keine Übersteigerung (Nietzsche), sondern die Grenzen, die das Bewußtsein setzt, sind entscheidend.
* Frühjahr 1885: Wechsel nach Straßburg, dort (mit Ausnahme zweier Semester in Zürich und Bern) nach einigen Monaten Nachholung des Abiturs und Studium der Philosophie (vor allem bei Wilhelm Windelband) als Hauptfach und (als Nebenfächer) der Nationalökonomie (bei Georg Friedrich Knapp und Lujo Brentano) und Physiologie (bei Friedrich Goltz).
* 12. Juni 1885: Musterung als 'dauernd untauglich' für den Militärdienst.
* Sommersemester 1886: Studium in Zürich; den beurlaubten Richard Avenarius lernt er privat kennen.
* Sommer 1888: Promotion zum Dr. phil. bei Windelband in Straßburg mit der Arbeit "Zur Lehre von der Definition". In dieser grundlegenden Schrift bekannte sich Rickert zu seinem Lehrer Windelband wie kritisch zu G. Sigwart. Diese Untersuchung markiert auch den Wendepunkt vom Positivismus zum Neukantianismus. Es ging darum, den Denkakt als solchen herauszuarbeiten, dem die Bezeichnung »Definition« zukommt. Diese Schrift bildet die Basis für die spätere Wertphilosophie Rickerts.

ZWISCHEN PROMOTION UND HABILITATION
* 5. Aug. 1888: Heirat mit der in Berlin, Florenz und Rom ausgebildeten Bildhauerin Sophie Keibel (der Ehe entstammen vier Söhne: Arnold (Künstler), Heinrich, Alfred und Franz, die alle nicht mehr leben).
* Herbst 1888: Rückkehr nach Berlin.
* Dez. 1889: wegen gesundheitlicher Probleme Übersiedlung nach Freiburg i. Br.
* Juli 1891: Habilitation in Freiburg mit der Schrift "Der Gegenstand der Erkenntnis" (Gutachter: Alois Riehl), danach Privatdozent.

PROFESSOR IN FREIBURG
* 1. Nov. 1891: Beginn der Vorlesungstätigkeit in Freiburg.
* 16. Nov. 1894: a.o. Prof. für Philosophie in Freiburg.
* 1896: Ablehnung eines Rufs nach Rostock, weil: 13. Sept. 1896 o. Prof für Philosophie in Freiburg als Nachfolger von A. Riehl.
* 1897 habilitierte sich bereits Herman Cohn bei Heinrich Rickert in Freiburg.
* Nach einer Blinddarmoperation leidet er lebenslang an Interkostalneuralgien und Agoraphobie.
* 1902: Emil Lask (1875-1915), der "erste" "Schüler" Heinrich Rickerts, promoviert über Fichte. Lask ging später nach Heidelberg zu Windelband und übernahm dort kurzzeitig Windelbands Lehrstuhl, bis Lask selber 1915 starb und Rickert nach Heidelberg wechselte.
* 1906: Ritterkreuz I. Klasse des Ordens vom Zähringer Löwen.
* 1908: Emil Lask kritisiert er auf dem 3. Internationalen Kongreß für Philosophie in Heidelberg in einem Vortrag über den Primat der praktischen Vernunft in der Logik die Position seines Lehrers Rickert, und legt 1911 schriftlich nach. Rickert antwortet ihm in der 3. Auflage von "Der Gegenstand der Erkenntnis" 1915 ausführlich.
* 25. Juni 1909: a.o. Mitglied der Heidelberger Akademie der Wissenschaften.
* 4. Okt. 1910: Geheimer Hofrat.
* 1913 Rickert ist Co-Referent für die Promotion Heideggers bei Arthur Schneider über "Die Lehre vom Urteil im Psychologismus"
* 1915 Rickert ist Gutachter bei der Habilitation Heideggers über "Die Kategorien und Bedeutungslehre bei Duns Scotus"

PROFESSOR IN HEIDELBERG
* 30. Dez. 1915: Versetzung nach Heidelberg als o. Prof. (Nachfolge von Wilhelm Windelband; in Freiburg wird E. Husserl sein Nachfolger), dort Kollege von Hans Driesch, K. Jaspers, gegen den Rickert heftig polemisierte, und (ab 1918) Heinrich Maier.
* 3. Juni 1916: o. Mitglied der Heidelberger Akademie der Wissenschaften.
* 18. Juli 1917: Korrespondierendes Mitglied der Königlich Bayerischen Akademie der Wissenschaften.
* Nov. 1917: Ablehnung eines Rufs der Universität Wien.
* 11. Februar 1918: Ritterkreuz des Ordens Bertholds I.
* 22. April 1924: Dr. jur. h.c. der Rechts- u. Staatswiss. Fakultät der Universität Königsberg.
* 1927 Felix Meiners spricht mit Ernst Hoffmann und Heinrich Rickert im September über das von Ernst Cassirer angeregte und Raymond Klibansky betriebene Vorhaben einer kritischen Ausgabe "Nicolai de Cusa Opera Omnia". Daraufhin stimmt die Heidelberger Akademie der Wissenschaften im Dezember dem Vorhaben zu. Der mit der Philosophischen Bibliothek übernommene und weitergeführte Plan einer deutschen Ausgabe der Schriften von Nikolaus von Kues hatte dazu ebenfalls einen Anstoß gegeben. Die Edition, die sich "mit Rücksicht auf die Ungunst der Zeit" vorerst auf die philosophischen und staatstheoretischen Schriften beschränkt, soll bis zum Ende der dreißiger Jahre mit 14 Bänden abgeschlossen werden (cf. 1932).
* 1927-1933: August Faust (geb. 24.7.1895) wird Privatdozent und Assistent am Philosophischen Seminar in Heidelberg bei Heinrich Rickert, bevor er am 16.6.1933 zum nichtbeamteten außerordentlichen Professor der Philosophie und Pädagogik ebenda und am 1.4.1935 in gleicher Funktion in Tübingen ernannt wurde. Am 1.1.1937 wurde er ordentlicher Professor in Breslau, orientierte sich klar "pro Hitler". Lediglich aufgrund seiner philosophischen Hauptinteressen in der Transzendentalphilosophie Kants und Fichtes, der Philosophiegeschichte und der politischen Pädagogik konnte man noch den Rickert-Schüler erkennen. 1945 beging der Verfasser einer "Philosohpie des Krieges" Selbstmord. (vgl. dazu: http://www.uni-mainz.de/~kant/kfs/ks/history/leaman.html
* Juni 1928: Dr. h.c. der Kulturwissenschaften der TH Dresden.
* Okt. 1931: Mitglied der Accademia Nazionale dei Lincei in Rom

NACH DER EMERITIERUNG
* 1. April 1932: Emeritierung.
* SS 1932 bis incl. WS 1933/34: Vertretung seines eigenen Lehrstuhls.
* Mai 1933: Verleihung der Goethe-Medaille für Wissenschaft und Kunst durch den Reichspräsidenten.
* 25. Mai 1933: Dr. h.c. der Theolog. Fakultät Heidelberg (zu seinem 70. Geburtstag).
* 1. Nov. 1934: Korrespondierendes Mitglied der Preußischen Akademie der Wissenschaften.
* 25. Juli 1936: in Heidelberg gestorben, bestattet in Danzig.

Familie mit Sophie KEIBEL
er selbst
18631936
Geburt: 25. Mai 1863Danzig, Polen
Tod: 25. Juli 1936Heidelberg
Ehefrau
18641951
Geburt: 17. Februar 1864 46 26 Adlig Dombrowken, Graudenz, Westpreussen, Polen
Tod: 1. November 1951Bielefeld
Heirat Heirat5. August 1888Adlig Dombrowken, Graudenz, Westpreussen, Polen
11 Monate
Sohn
18891974
Geburt: 10. Juli 1889 26 25 Zoppot, Polen
Tod: 28. April 1974
15 Jahre
Sohn
15 Jahre
Sohn
14 Jahre
Sohn
19041991
Geburt: 9. Januar 1904 40 39 Freiburg im Breisgau
Tod: 1. Januar 1991München