Johann Friedrich MECKEL Prof., 17241774 (50 Jahre alt)

Name
Johann Friedrich /MECKEL/ Prof.
Vornamen
Johann Friedrich
Nachname
MECKEL
Namens-Suffix
Prof.
Geburt
Beruf
Anatom und Präparator
Notiz: Friedrich dem Großen am 24. Oktober 1771 vorgestellt, behandelte er diesen und dessen Schwester

Friedrich dem Großen am 24. Oktober 1771 vorgestellt, behandelte er diesen und dessen Schwester
Amalie, deren Augenleiden sich unter seiner Behandlung allerdings verschlimmerte.
Q: Die Medizinerfamilie Meckel aus Wetzlar
Curt Gerhard Lorber, Curt Philipp Lorber und Joachim Schneider

Geburt eines Sohns
Geburt einer Tochter
Taufe einer Tochter
Adresse: Dorotheenstädtische Kirche
Geburt einer Tochter
Notiz: geschätzt E.W., abgeleitet vom Geb-Jahr ihrer Geschwister
Abschluss
Dr. med.
Tod
18. September 1774 (50 Jahre alt)
Todesursache: Hirnblutung
Notiz: "d 18ten Sept. Herr Joh:Friedr: Meckel, Doct: und Professor 50 1/2 Jahr alt gestorben am Schlagfluss auf der Friedrich Stadt in der Leipziger Strasse im Gottskowskyschen Garten, die Leiche ist aus des verstorbenen seinen Hause hinter der Anatomie ausgetragen; hinterl. eine Wittwe, 2.Minor: Söhne, 5. Minor: Töchter, d.22ten Juni auf dem hiesigen Kirch Hof begraben."
Notiz: Der erwähnte Gotzkowskysche Garten gehörte zu dem Johann Ernst Gotzkowsky gehörenden Barockpalais in der Leipziger Str. 3. Nach mehreren Besitzerwechseln (auch die Familie Mendelssohn-Bartholdy lebte dort einige Jahre) tagte ab 1851 der preußische Landtag in dem (erweiterten) Gebäude, von 1871-1894 der Deutsche Reichstag. Von 1899 bis 1904 folgten der Abriss des alten Palais und die Errichtung des Gebäudes für das Herrenhaus, in dem seit 2000 der Bundesrat seinen Sitz hat.
Notiz

Professor an der königlichen Akademie zu Berlin
Leibarzt Friedrichs des Grossen

Notiz

Johann Friedrich Meckel der Ältere (1724-1774) war nicht nur der Begründer der berühmten anatomischen Sammlung, sondern gleichzeitig der erste bedeutende Gelehrte in der Meckelschen Familie von Anatomen, Ärzten und Wissenschaftlern. Er wurde am 31. Juli 1724 geboren und entstammte dem hessen- nassauischen Geschlecht der Meckel von Hemsbach. Sein Vater war Jurist am Reichskammergericht in Wetzlar. So sollte auch der Sohn die juristische Fachrichtung einschlagen. Nachdem Johann Friedrich Meckel zunächst in Göttingen für Jura eingeschrieben war, wechselte er dann zur Medizin über, da dies seinen Interessen mehr entsprach. Wahrscheinlich wurde er durch seinen Großvater mütterlicherseits, den Arzt Georg Christian Moeller, dazu inspiriert. Sicher nicht ohne Einfluß waren die neuen Eindrücke und Kontakte, die er in der Universitätsstadt gewann. In Göttingen betrieb er neben den medizinischen auch botanische Studien bei dem großen Physiologen Albrecht von Haller (1708-1777), der ebenso Professor für Anatomie, Chirurgie und Botanik war.
Von Haller unterstützte besonders die Strebsamsten unter seinen Studenten und stellte ihnen für ihre anatomischen Untersuchungen genügend Leichenmaterial zur Verfügung. Meckel konnte so die Sammlungen seines Lehrers nutzen und bekam von ihm das grundlegende Wissen und die Fertigkeiten für seine spätere Tätigkeit vermittelt. Sein Leben lang durfte der zukünftige Anatom Meckel darauf stolz sein, als einer der besten Schüler v. Hallers zu gelten.
Auf Wunsch seines Vaters ging er 1743 nach Berlin, um unter August Buddeus (1696-1752) anatomische Kurse zu belegen und die medizinische Praxis zu erlernen. Zwei Jahre blieb er dort und schaffte es innerhalb dieser Zeit, die Qualifikation eines Prosektors zu erlangen. Anschließend,im Jahre 1745, kam er wieder nach Göttingen, um sich unter v. Hallers Anleitung neben Physiologie und Botanik verstärkt mit Osteologie und Gefäßanatomie auseinanderzusetzen. Besonders in bezug auf die Gefäßanatomie konnte er viele Anregungen und Hilfen bei seinem Lehrer v. Haller finden, weil dieser die Gefäßanatomie und Gefäßinjektion besonders gut beherrschte.
Sein wohl größtes Interesse galt der Neuroanatomie. Nicht nur in seiner in Göttingen unter v. Haller entstandenen Inauguraldissertation „Tractatus anatomico-physiologicus de quinto pare nervorum cerebri“ (1748) beschäftigte er sich mit dieser Thematik. Wir verdanken Meckel grundlegende Erkenntnisse über den genauen Verlauf des Nervus trigeminus, die Beschreibung des Ursprunges der Chorda tympani aus den siebten Hirnnerven und vieles andere. So hat Meckel den V. Hirnnerv erstmals in seiner Gesamtheit äußerst genau präpariert und bildlich dargestellt. In seiner Dissertation beschrieb er als erster das parasympathische Ganglion submandibulare (2) und die das Ganglion trigeminale (3) einhüllende Duraduplikatur, genannt Cavum Meckeli (4). Mit dieser Arbeit verschaffte er sich nicht nur im Inland große Anerkennung. Die Forschungen zum Verlauf und zur Physiologie der Nerven sollten auch in der weiteren Zeit ein bevorzugter Arbeitsinhalt für ihn bleiben.
Bereits im Jahr 1749 entdeckte er das Ganglion pterygopalatinum (5), das ihm zu Ehren mit Ganglion Meckeli majus bezeichnet wurde. Die Impressio trigemini des Schläfenbeins ist auch noch als die früher nach ihrem Entdecker benannte Meckelsche Grube bekannt (6). Zwei Jahre später erschienen detaillierte Ausführungen zum Nervus facialis. Sein ehemaliger Lehrer v. Haller bezeichnete Meckel als einen der besten Anatomen seines Jahrhunderts. Es war bezeichnend für Meckel, daß er sich genau an das hielt, was er sah, eine Haltung, die ihm sein Lehrer v. Haller vermittelt hatte. Unter seiner Anleitung erlernte Meckel die in-situ-Präparation, die Präparation anatomischer Strukturen und Organe am Leichnam, die eine objektivere Betrachtungsweise unterstützte. Albrecht v. Haller war wiederum ein Schüler Hermann Boerhaaves (1668-1738), der sehr großen Wert auf die praktische ärztliche Ausbildung legte; durch v. Haller profitierte auch Meckel davon.
1748 kam Meckel nach Berlin zurück und ließ sich als praktischer Arzt nieder. Ein Jahr später nahm er den Ruf Friedrichs des Großen (1712-1786) an, Mitglied der Königlichen Akademie zu Berlin zu werden. Der Ruf erging zunächst an v. Haller, der jedoch ablehnte, so daß dem jungen Meckel diese große Ehre zuteil wurde. Am 20. Februar 1750 wurde Meckel durch die Bemühungen seines Berliner Lehrers Buddeus in der Nachfolge Johann Friedrich Cassebohms (1699-1743) als zweiter Professor der dortigen Anatomie berufen(7). Buddeus (8) setzte sich sehr für seinen ehemaligen Schüler ein, um die Stelle des zweiten Professors wieder regulär zu besetzen. Als ein weiterer Anwärter sah sich August Schaarschmidt (1720-1791), der die Prosektur, mit der die Stelle der zweiten Professur verbunden war, seit längerer Zeit schon vertreten hatte. Er war dann aber von Buddeus mit den Worten: „Cassebohm sei ein tüchtiger und auch nach aussen ein berühmter Mann gewesen, Schaarschmidt könne sich mit ihm nicht vergleichen; sein Gesuch sei eine Aufdringlichkeit“ (9) abgelehnt worden. Auf Ersuchen Meckels mußte Schaarschmidt auch noch die Prosektur an ihn abgeben (10). Nach dem Tode von Buddeus wurde Meckel im Dezember 1753 die erste Professur für Anatomie am Collegium medico-chirurgicum (11) übertragen, und er erhielt außerdem die Lehrstühle für Botanik und Geburtshilfe (12). Das Fach der Geburtshilfe füllte er aber nur theoretisch durch das Halten von Vorlesungen aus. Praktischen Unterricht gab er nicht.
Meckel entwickelte sich zu einem ausgezeichneten, begeisterten und fleißigen Präparator. Davon zeugen u.a. seine Schriften zu den „Spannadern“(13) des Gesichtes (14), die eine subtile Präparation voraussetzten, um sie so genau beschreiben zu können. Er rechtfertigte seine bis ins Detail gehende Abhandlung (15) der „Spannadern“ damit, daß es bis zu seiner Zeit nur Abzeichnungen gegeben hatte, die von den alten Anatomen übernommen, aber nie mit der Wirklichkeit verglichen worden waren. Er führte Schriften der Anatomen seit Galens Zeiten an und zeigte, was durch sie nur abgeschrieben wurde, kennzeichnete aber auch das Wenige, was an Wissen dazugekommen war. Ursachen dieser unzulänglichen Ergebnisse sah Meckel in den Schwierigkeiten der Präparation, in der mangelnden Sorgfalt bei dieser Arbeit, die zur Austrocknung des Präparates führte, aber auch dazu, daß nicht bemerkte Nervenabrisse fälschlicherweise als Nervenendigungen ausgewiesen wurden. Daneben mangelte es aber auch an geschickten Zeichnern.
Für seine präparatorische Arbeit fand Meckel am Berliner Collegium medico-chirurgicum, welches in der Gunst der Preußenkönige stand, ausgezeichnete Voraussetzungen. Staatlicherseits wurde dafür gesorgt, daß am dortigen anatomischen Theater immer ausreichend Leichenmaterial vorhanden war. Dieses bildete eine Voraussetzung für die Bemühungen Buddeus`, ab 1726 am Berliner Collegium medico-chirurgicum allmählich einen regelmäßigen Anatomieunterricht, eine anatomia practica, einführen zu können. Gemeint war, daß in bestimmten Stunden der Woche die Anatomie nicht nur vorgetragen, sondern auch praktisch geübt werden sollte und zwar ganzjährig. Seinerzeit war dies ein bedeutender Fortschritt und entsprach nicht mehr der mittelalterlichen Verfahrensweise, wie sie noch von seinen Vorgängern Christian Maximilian Spener (1678-1719) und dem Hof- und Leibmedicus Heinrich Henrici (1673-1728) bis 1723/24 an der Berliner Anatomie praktiziert wurde. Somit fand Meckel unter Buddeus in Berlin gute Lernbedingungen vor. Die vordem mittelalterlich abgehaltenen Schauvorlesungen, die anatomiae publicae, einschließlich mehrtägiger Demonstrationen, wurden eher sporadisch durchgeführt, also nur, wenn eine Leiche zur Verfügung stand. War das der Fall, wurde schriftlich dazu eingeladen. Für die Zuschauer wurden genaue Sitzordnungen vorgeschrieben. In der ersten Reihe saßen die Professoren, Doktoren und Adligen, die zweite Reihe war den Regimentsfeldscheren und Medizinstudierenden, die Dritte den Garnisonsfeldscheren vorbehalten. Seit Meckels Antritt als Prosektor 1750 wurden die Präparierübungen dann regelmäßig und gut organisiert durchgeführt. Sie sind ab diesem Zeitpunkt in den Vorlesungsverzeichnissen zu finden (16).
Meckel war aber nicht nur Anatom und Wissenschaftler. Er galt außerdem als ausgezeichneter praktischer Arzt und erlangte auch auf diesem Feld großes Ansehen. Auf Grund des guten Rufes, den Meckel genoß, bat ihn der königlich großbritannische und kurfürstliche Leibarzt von
Hannover, Johann Georg Zimmermann (1728-1795), ebenfalls ein ehemaliger Schüler v. Hallers, wegen eines eigenen Leidens um Rat. Niemand, auch er selbst nicht, war bis dahin in der Lage, seine teilweise mit unerträglichen Schmerzen einhergehende Erkrankung zu benennen und erfolgreich zu behandeln. Meckel stellte ihm bereits anhand der brieflichen Schilderung der Beschwerden die richtige Diagnose. Es handelte sich um einen komplizierten Hoden- bzw. Leistenbruch. Er empfahl Zimmermann eine Operation, um ihn von seinem Leiden zu befreien. Zimmermann, der darin die letzte Chance auf Heilung sah, stimmte zu. Meckel erarbeitete den Operationsplan, empfahl zwei ausgezeichnete Operateure und übernahm selbst die Leitung des ganzen Ablaufes. So wurde Zimmermann 1771 erfolgreich unter Bedingungen, wie sie heute und hier kaum noch denkbar sind, operiert. Der Eingriff fand in Meckels Privatwohnung statt. Sein Sohn Philipp Meckel, damals 17jährig, durfte dabei zugegen sein. Meckels ausführliche Veröffentlichung zu diesem Geschehen und die Lobpreisung durch seinen gesundenden Patienten brachten ihm großen Ruhm ein. So beschrieb er in seinem letzten, 1772 erschienenen Büchlein nicht nur erstmals ausführlich einen angeborenen Leistenbruch und dessen Diagnosestellung, sondern zeigte auch, daß eine operative Therapie ohne gleichzeitige Kastration möglich war (17). Damit leitete Meckel eine neue Ära in der Behandlung der Leistenhernien ein. Er kam außerdem durch Beobachtungen ähnlicher Fälle zu dem richtigen Schluß, daß der Processus vaginalis peritonei eine Fortsetzung des Darmfells darstellt. Meckel war ein sehr guter Beobachter, der alle Informationen, die er bei der Operation erhielt, zu verwerten suchte. Da sie ohne die heute übliche Schmerzausschaltung(18) erfolgte, war für den Neuroanatomen Meckel die noch wenig erforschte Sensibilität des subcutanen Bindegewebes von Interesse, dem er, entgegen der Meinung seines Lehrers v. Haller und auch des Patienten und Arztes Zimmermann, eine große Empfindlichkeit zuschrieb. Die sensiblen Nervenfasern und ihre Schmerzrezeptoren waren zu dieser Zeit noch nicht bekannt.
Als Mitglied mehrerer wissenschaftlicher Akademien, namentlich der Göttinger, der Schwedischen und der Pariser, gehörte er zur obersten Gesundheitsbehörde Preußens. Nie vernachlässigte er neben der Wissenschaft seine Patienten. Er wurde von ihnen geliebt und hatte ein großes Herz für die mittellose Bevölkerung. Seine praktische ärztliche Tätigkeit füllte ihn in den letzten 20 Jahren seines Lebens immer mehr aus. Nicht nur einmal am Tage schaute er bei akut und schwer Erkrankten vorbei. Populär wie Meckel als Arzt war, zog selbst der König ihn zu Rate. Von Haller vermutete wohl zu Recht, daß durch Meckel auf wissenschaftlichem Gebiet noch vieles mehr hätte zu Tage treten können, denn er schrieb: „Von ihm besitzen wir nur wenige veröffentlichte Werke, da die ärztliche Praxis zu viel seiner Zeit beanspruchte.“(19)
Meckel sah sich wegen zunehmender Beschwerden, die ihm eine Lungentuberkulose bereitete, genötigt seinen Rücktritt am Collegium medico-chirurgicum einzureichen. Als sein Nachfolger wurde sein ehemaliger Schüler, der amtierende Prosektor Johann Gottlieb Walter (1734-1818) im Dezember 1773 berufen. Meckel starb am 18. September 1774 an einer Hirnblutung. Seine anatomische Privatsammlung erbte größtenteils sein Sohn Philipp Friedrich Theodor Meckel. Allerdings sollen einige Stücke von Meckels Hand auch in der Walterschen Sammlung enthalten gewesen sein, welche im Jahre 1803 vom preußischem Staat angekauft und 1810 von der neugegründeten Berliner Universität übernommen wurde.(20)
Sein Sohn Philipp Friedrich Theodor und besonders sein Enkel Johann Friedrich Meckel, genannt der Jüngere, haben den Ruhm und den Inhalt der Sammlung ihres Vaters bzw. Großvaters mit ganzer Kraft weiter vermehrt.

Notiz

https://de.wikipedia.org/wiki/Johann_Friedrich_Meckel

Familie mit Eltern
Vater
16931764
Geburt: 30. August 1693Frankfurt am Main
Tod: 3. Juli 1764Wetzlar
Mutter
16951727
Geburt: 2. Februar 1695 31 16 Giessen
Tod: 2. Oktober 1727Wetzlar
Heirat Heirat20. Juli 1720
4 Jahre
er selbst
17241774
Geburt: 31. Juli 1724 30 29 Wetzlar, Lahn
Tod: 18. September 1774Berlin
Familie mit Charlotte Luise KAMMAN
er selbst
17241774
Geburt: 31. Juli 1724 30 29 Wetzlar, Lahn
Tod: 18. September 1774Berlin
Partnerin
Tochter
17581792
Geburt: 4. November 1758 34 34 Berlin
Tod: 1792
-4 Jahre
Sohn
17551803
Geburt: 30. April 1755 30 31 Berlin
Tod: 17. März 1803Halle/Saale
6 Jahre
Tochter
17601797
Geburt: geschätzt 1760 35 35
Tod: 21. Januar 1797Berlin