Louis Leopold RICHARD BERINGUIER, 18541916 (62 Jahre alt)

Name
Louis Leopold RICHARD /BERINGUIER/
Vornamen
Louis Leopold RICHARD
Nachname
BERINGUIER
Geburt
Adresse: Im Haus Oranienstr.107
Taufe
7. Mai 1854 33 27 (2 Monate alt)
Adresse: Französich-reformierte Kirche Friedrichstadt
Notiz: Paten

Paten
Ferdinand Pauli
Amélie Béringuier née Pauli
Cecilie Hauck née Kothe
Dlle. Caroline Pauli
Dlle. Elise Keibel

Beruf
Amtsrichter
Arbeitgeber: Königliches Amtsgericht I
Tod
Tod
ja
Notiz: Etappen-Pferdelazarett Nr.1 der 10. Armee, Train Abt. Nr.3

Etappen-Pferdelazarett Nr.1 der 10. Armee, Train Abt. Nr.3
Deutsche Verlustlisten, 8.Mai 1916, Verlustliste Nr. 0966

Notiz

Dritter Vorsitzender des Vereins für die Geschichte Berlins von 1899 bis 1916, Sekretär des Konsistoriums der französischen Kirche, Ehenmitglied der Huguenot Society of London, Pfleger des Germanischen Museums in Nürnberg, Geschäftsführer des Gesamtvereins der deutschen Geschichts- und Altertumsvereine, Verfasser der Werke: Die Stammbäume der Mitglieder der französischen Colonie in Berlin, die Colonieliste 1699.

Das Kaiserpaar besuchte am 22. Jan. 1908 den Verein für die Geschichte Berlins zu einem Lichtbildervortrag über die Bauten von Alt-Berlin und die alten Schlossportale zu Küstrin. Die Lichtbilder wurden von Herrn Amtsgerichtsrat Dr. Beringuier erklärt. Im Ganzen wurden 72 Lichtbilder vorgeführt. Dazu mehr:
Q: http://www.diegeschichteberlins.de/downloads/ehrentag.pdf

Notiz

Es war vor allem der Initiative des Predigers der Französisch-Reformierten Kirchengemeinde Magdeburgs, Dr. Henri Tollin (1833-1902) und des Berliner Amtsrichters Richard Béringuier (1854-1916) zu verdanken, dass am 29. September 1890 der Deutsche Hugenotten-Verein gegründet wurde. 1998 erfolgte die Umbenennung in Deutsche Hugenotten-Gesellschaft e.V. (DHG).
Förderung der Verständigung zwischen den Völkern, Rassen und Religionen im Geiste gegenseitiger Achtung und Toleranz.
Um das zu erreichen, hat die DHG 1989 das Deutsche Hugenotten-Zentrum in 34385 Bad Karlshafen, Hafenplatz 9 a, eingerichtet. Dort befinden sich eine hugenottische Fachbibliothek, eine genealogische Forschungsstelle mit Kopien von Kirchenregistern, Mikrofiches und Mikrofilmen hugenottischer Gemeinden, eine Datenbank zur Genealogie der Hugenotten, Archiv und Bildarchiv der Gesellschaft mit einer Porträt- und Graphiksammlung zur Hugenottengeschichte und Verlag sowie Geschäftsstelle des Vereins. Von dort werden die im Turnus von zwei Jahren durchgeführten Deutschen Hugenottentage in wichtigen Städten des deutschen Refuge organisiert.
Zum 100 - jährigen Bestehen 1990 in Friedrichsdorf hat der damalige Bundespräsident Richard von Weizsäcker in einem Grußwort über das Wirken der Deutschen Hugenotten-Gesellschaft geschrieben: Es wird auch in Zukunft auf ein nachhaltiges Interesse stoßen, gerade wenn das Zusammenwachsen von Europa und Deutschland uns neue Zugänge zu den gemeinsamen Quellen der Geschichte eröffnet.

Notiz

Richard begann 1875 nach seinem Abitur am Friedrich-Wilhelm-Gymnasium sein Jura-Studium und trat gleichzeitig in den Verein für die Geschichte Berlins ein. Er war schon als Schüler regelmäßiger Besucher der Vorträge des Vereins in der Aula des Grauen Klosters und klagte nach seinem Beitritt in einem Brief an den damaligen Vorsitzenden Louis Schneider, dass sich niemand um ihn als junges Mitglied kümmere. Somit begann die Zusammenarbeit mit dem rührigen Louis Schneider bis zu dessem Ableben Ende 1878.
Béringuier hielt seinen ersten Vortrag für den Verein am 24. 3. 1876 über das Thema „Geschichte der ersten Aktien-Gesellschaft in Berlin“, bis 1890 folgten mehr als 20 weitere Referate. Schneider gab die Anregung, sich mit der Geschichte des Berliner Zoologischen Gartens zu befassen. So erschien 1877 im Verlag Alfred Weile Béringuiers erstes Buch „Geschichte des Zoologischen Gartens in Berlin“. Er betonte später stets, er sei durch die liebenswürdige Art der Anleitung Schneiders für die Sache des Vereins gewonnen worden. Bereits 1881 wurde er in den Vorstand gewählt und erhielt 1885 für seine Verdienste die Fidicin-Medaille in Silber. Der Beitritt Theodor Fontanes zum Verein 1885 ist in der Hauptsache Béringuier zu verdanken.
Seiner Militärpflicht genügte er bei dem Garde-Kürassier-Regiment Kaiser Nikolaus I. von Russland (Brandenburgisches) Nr. 6 und wurde 1880 Leutnant der Reserve bei dem Brandenburgischen Train-Bataillon Nr. 3. Er war nach Aussagen seiner Zeitgenossen hohenzollerntreu, vaterlandsliebend und mit Leib und Seele Soldat.
Beruflich machte er sich einen Namen als Amtsrichter beim Königlichen Amtsgericht I. Alle, die mit ihm in amtliche Beziehung traten, rühmten die Art und Weise, wie er sich als Straf-, Prozess- und Konkursrichter oft der schwierigsten Aufgaben aufs glänzendste entledigte.
Sein außergewöhnliches Organisations- und Verwaltungstalent kam nicht nur unserem Verein zugute. So war er tätiges Mitglied im Verein „Herold“ und gab 1887 im Verlag des Vereins für die Geschichte Berlins sein Buch „Die Stammbäume der Mitglieder der Französischen Colonie in Berlin“ heraus. Im Auftrag der „Mittwochsgesellschaft“, einer geselligen Vereinigung der Mitglieder der Französischen Kolonie zu Berlin, stellte er die Kolonieliste von 1699 zusammen (Berlin 1888).
Seit 1889 war er Mitglied der Akademie gemeinnütziger Wissenschaften zu Erfurt und 1890 Mitbegründer des Deutschen Hugenottenvereins, der sich 1998 in Deutsche Hugenotten-Gesellschaft e.V. (DHG) umbenannte. Im Gesamtverein der deutschen Geschichts- und Altertumsvereine wirkte er von 1885 bis 1891 als Geschäftsführer und Herausgeber des Korrespondenzblattes. Das Handbuch „Gesellschaft von Berlin“ des Jahres 1889 weist ihn zusätzlich aus als stellvertretenden Generalsekretär des Konsistoriums der Französischen Kirche und Ehrenmitglied der Huguenot society of London.
Im Jahre 1884 begründete er die „Mitteilungen des Vereins für die Geschichte Berlins“, die er bis 1891 redigierte. In der Reihe der „Schriften des Vereins für die Geschichte Berlins“ erschienen 1890 von ihm die Bände 27 „Die Rolande Deutschlands – Festschrift zur Feier des 25jährigen Bestehens des Vereins für die Geschichte Berlins am 28. Januar 1890“ und 28 „Ausführliche Beschreibung der Feierlichkeiten aus Anlass des 25jährigen Bestehens des Vereins fürdie Geschichte Berlins“.
Seit seiner Wahl zum Vorsitzenden des Vereins am 14. Januar 1899 verzeichnete der Verein einen stetigen Zuwachs an Mitgliedern. Die „Mitteilungen“ von 1913 meldeten im August eine Mitgliederzahl von 1003 Personen. Im März 1914 feierte der Verein den 60. Geburtstag seines Vorsitzenden. Der Touristenklub für die Mark Brandenburg – die jetzige Landesgeschichtliche Vereinigung für die Mark Brandenburg – ehrte ihn mit der Verleihung der Fontane-Plakette. Zum 50jährigen Vereinsjubiläum 1915 erhielt Béringuier vom Protektor des Vereins – Kaiser Wilhelm II. – ein Telegramm mit einem Dank für die Arbeit des Vereins. Auf eine Feier wurde wegen der Kriegshandlungen verzichtet. Seit Herbst 1915 war der Vorsitzende als Kriegsfreiwilliger Leiter eines Etappen-Pferde-Depots in Russland und starb am 9. März 1916 unerwartet an einem Herzschlag im 62. Lebensjahr. Aus dem Großen Hauptquartier kam die Beileidsbekundung des Kaisers:
„Seine Majestät der Kaiser und König haben die Meldung von dem Hinscheiden des verdienstvollen, langjährigen Ersten Vorsitzenden des Vereins für die Geschichte Berlins, Majors und Amtsgerichtsrat Dr. Béringuier, mit lebhaftem Bedauern entgegengenommen und lassen dem Verein Allerhöchst Ihr herzliches Beileid aussprechen.“ Geh. Kabinettsrat v. Valentini
Am 17. März trugen zwölf Unteroffiziere den Sarg zur Gruft auf dem Französischen Kirchhof in der Chausseestraße. Eine Kompagnie des Garde-Train-Ersatzbataillons Nr. 3 gab das Ehrengeleit und die Trauersalve ab. Der Grabstein trägt die Inschrift „Er starb im Osten als Held fürs Vaterland“ Ein Sonderdruck der „Mitteilungen“ widmete sich dem Gedächtnis Béringuiers . Darin betonte Dr. Hans Brendicke: „Bei der hohen Bedeutung, die Dr. Béringuier in der Gesellschaft der Reichshauptstadt besaß, darf es nicht wundernehmen, dass neben den ehrenden Beileidsbezeugungen der Hofkreise die Vertreter der Staats- und der städtischen Behörden ihrer aufrichtigen Teilnahme Ausdruck verliehen."
Der Grabstein unseres früheren Vorsitzenden hat nach mehr als 90 Jahren eine Restaurierung nötig. In der jetzigen Abt. I Reihe 6 des Kirchhofes erinnert an unveränderter Stelle die gusseiserne Grabplatte an seinen Urgroßvater Pierre Louis Béringuier. In der Reihe 5 liegen vier Steine zur Zeit senkrecht auf einer für die Familie reservierten Grabstelle, aber nicht mehr in der ursprünglichen Anordnung. Die Gräber waren ursprünglich nebeneinander in mehreren Reihen angelegt, Familiengrabstellen, in denen über mehrere Generationen die Angehörigen bestattet wurden. Nach dem Belegungsplan von 1910 lagen in der damaligen Reihe 42 eine 1893 totgeborene Tochter unseres Vorsitzenden, in der Reihe 43 u. a. der Großvater Christian (Chrétien) Béringuier und die 1891 verstorbene 1. Ehefrau unseres Vorsitzenden Anna geb. Steffens. In der Reihe 44 befanden sich u. a. die Gräber der 1860 bestatteten Großmutter Amalie, geb. Pauly (Pauli) und der 1896 verstorbenen 2. Ehefrau Claire, geb. La Quiante. Die Urne der 3. Ehefrau Therese (Thea), geb. Mittenzwei – verstorben in Pforzheim – wurde 1939 nach Berlin überführt und auch in unmittelbarer Nähe beigesetzt. Die jetzt noch nebeneinander liegenden vier Grabsteine erinnern an die 2. Ehefrau Claire, an Richard Béringuier, an die Großmutter Amalie Béringuier und ihren 1845 verstorbenen Ehemann Christian. Aus seinen ersten beiden Ehen mit den früh verstorbenen Ehefrauen Anna und Claire hatte unser Vorsitzender jeweils zwei Kinder, bevor er im Jahre 1902 seine Frau Thea verwitwete Beisiegel heiratete. Sein 1883 geborener ältester Sohn Raoul trat 1908 als Ingenieur der AEG dem Verein bei. Im Mitgliederverzeichnis von 1924 ist er nicht mehr aufgeführt.
Es war seit Gründung ein Anliegen unseres Vereins, in allen Bevölkerungsschichten das Interesse an der geschichtlichen Entwicklung Berlins zu wecken. Nach dem Ableben seines Vorsitzenden im Jahre 1916 dankte ihm der Vorstand für seinen unermüdlichen Einsatz für den Verein in 41 Jahren mit der Formulierung: „Was Richard Béringuier auf diesem Gebiet in unserer Mitte geschaffen hat, steht für alle Zeiten in den Annalen unseres Vereins mit goldenen Lettern eingeschrieben.“ Der Vorstand hat daher beschlossen, sich für eine würdige Wiederherrichtung einer Familiengrabstelle mit den genannten vier noch zu restaurierenden Grabsteinen einzusetzen.
Literaturangaben
Béringuier, Richard. In: Gesellschaft von Berlin, Jg. 1 1889/90, Berlin 1889 S. 26
Verein für die Geschichte Berlins (Verzeichnis der Mitglieder und der bisher gehaltenen Vorträge) Nr. 23. Berlin 1890 S. 38
Pierre Louis Béringuier. In : Mitteilungen des Vereins für die Geschichte Berlins (MVGB) 1906, S. 153 – 156, 1910 S. 67 – 69.
Brendicke, Hans: Aus dem Lebensgange unseres Ersten Vorsitzenden. In: MVGB 1914 S. 20 – 21.
Dem Gedächtnis Richard Béringuiers. MVGB 1916 Nr. 4.
Q: Verein für die Geschichte Berlins, Martin Mende

Familie mit Eltern
Vater
18201878
Geburt: 27. Oktober 1820 38 23 Berlin
Tod: 18. Juni 1878Berlin
Mutter
18261885
Geburt: 28. Oktober 1826Berlin
Tod: 24. November 1885
Heirat Heirat12. Oktober 1850Berlin
3 Jahre
er selbst
18541916
Geburt: 4. März 1854 33 27 Berlin
Tod: 9. März 1916Schloss Waka bei Wilna